Einige Notizen
Im Iran leben ca. drei Millionen afghanische Arbeiter mit ihren Familien
1.046.631 haben eine Aufenthalterlaubnis. Man schätzt, dass ca. 1.580.000 Personen ohne Aufenthalterlaubnis im Iran leben (Tageszeitung Kargozaran 05.04 1386). Von der Gesamtzahl sind 1.300.000 erwerbstätig. Nach einer aktuellen Untersuchung sind 11% im Bauwesen und in der Industrie, 11% im landwirtschaftlichen Sektor und 77% in der Dienstleistungsbranche tätig (Tageszeitung Iran 19.03 1386). Die Arbeiter sind entweder mit ihren Familien nach Iran gekommen oder haben hier eine Familie gegründet.
Sie sind vor Jahren wegen Krieg, Brutalität, Elend, und Arbeitslosigkeit in Afghanistan nach Iran geflüchtet. Sie arbeiten seit Jahren hier und spielen eine wichtige Rolle beim Wachstum und der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Sie werden diskriminiert und müssen auf dem Arbeitsmark die härteste Arbeit mit dem niedrigsten Lohn annehmen.
Trotz alledem versuchen die führenden Kräfte im Iran, wegen der hohen Arbeitslosigkeit und der Verelendung der gesamten Gesellschaft, die Anwesenheit der afghanischen Arbeitsemigranten im Iran als Ursache der Probleme darzustellen und ihnen die Schuld an der Arbeitslosigkeit in die Schuhe zu schieben. Ist dies tatsächlich so und wie sehen die iranische Bevölkerung und die Arbeiter das ?
Wir, die Aktivisten der Webseite Schora, haben mit einem afghanischen Arbeiter im Iran versucht, die Probleme der afghanischen Arbeiter an einem runden Tisch zu diskutieren und zu analysieren und Möglichkeiten zu suchen, praktische Schritte zur Unterstützung der afghanischen Arbeiter zu unternehmen.
Runder Tisch der Webseite Schora über die afghanischen Arbeitsemigranten mit Teilnahme eines afghanischen Arbeitsemigranten in Iran.
Djafare Azim Zadeh
Ist die neue Welle der Ausweisung von Afghanen, die Anfang des Jahres begonnen hat, die Fortsetzung der alten Ausweisungswelle oder steckt dahinter ein neuer Plan?
Nadjib
Diese Deportationswelle wurde nach kurzer Unterbrechung von ein paar Monaten wieder aufgenommen. Ich denke, es war im Monat Azar 1385. Sie haben Anfang dieses Jahr begonnen, massiver als vorher und in einer neuen Dimension auszuweisen.
Djafare Azim Zadeh
Der letzte Angriff war auch für die afghanischen Arbeitsemigranten sehr hart und schwer, sie wurden gleich vom Arbeitsplatz in die Abschiebelager gebracht.
Nadjib
Letztes Mal kam es selten vor, dass sie die Arbeiter vom Arbeitsplatz gesammelt und deportiert haben. Die Beamten haben den Arbeitgebern eine Abmahnung erteilten. Die afghanischen Arbeiter wurden auf der Strasse festgenommen, des- wegen waren weniger Arbeiter auf der Strasse zu sehen. Jetzt kommen sie zum Arbeitsplatz, nehmen die Arbeiter fest, bringen sie in Lager und von dort schieben sie sie nach Afghanistan ab.
Djamil Mohammadi
Wurde die Zahl der Entlassungen veröffentlicht und wissen Sie etwas darüber ?
Nadjib
Genaue Statistiken gibt es nicht. Die afghanischen Arbeiter sagen, bei der letzten Entlassungswelle wurden ca. 100 000 entlassen; die Verantwortlichen der Islamischen Republik sagen ca. 70 000. Davon haben 30 000 selber das Land verlassen, der Rest wurde am Arbeitsplatz festgenommen und deportiert.
Djafare Azim Zadeh
Waren in der Entlassungsphase Beamte des Arbeitsministeriums oder Sicherheitsbeamte an den Arbeitsplätzen anwesend?
Nadjib
Vom Arbeitsministerium ist überhaupt niemand anwesend; es sind Sicherheitskräfte, sie nehmen die Arbeiter mit und den Arbeitgebern passiert nichts. Das Vorgehen ist sehr unmenschlich. Sie lassen die Arbeiter noch nicht einmal ihren Lohn mit dem Arbeitgeber abrechnen. In den Abschiebelagern werden sie nach 24 Stunden sofort deportiert.
Mehdi Pour
Warum kommt es zu diesen Entlassungen ? Ist es weil der Arbeitsmarkt durch afghanische Arbeitsemigranten gesättigt wurde ?
Nadjib
Das ist das Argument der Regierung der Islamischen Republik, dass die afghanischen Arbeiter und die Illegalen den Arbeitsmarkt sättigen.
Djafare Azim Zadeh
Erlauben Sie mir, erst das letzte Thema genauer zu beleuchten und zu sehen, unter welchen miserablen Verhältnissen sie leben müssen, dann kommen wir auf die aktuellen Vorgänge. In der letzten Abschiebephase wurden die Beamten des Arbeitsamtes ab und zu von Sicherheitsbeamten begleitet. Jetzt wird der Arbeitsgeber nicht bestraft .Wie wird mit den Emigranten umgegangen?
Nadjib
Die Form der Abschiebung ist unterschiedlich. Wo wir leben, gibt es eine Werkstatt und hinter der Werkstatt eine Garage. Im 1. Stock gibt es mehrere Zimmer, in jedem schlafen ca. 10 Personen in der Nacht, insgesamt 150 Personen. Als einmal die Sicherheitsbeamten zur Festnahme erschienen, haben sich einige der Arbeiter aus dem ersten Stock gestürzt, dabei ist einer von ihnen gestorben. Bei Zweien wurden die Wirbelsäule gebrochen, einer wurde verletzt und trotzdem gleich nach Afghanistan abgeschoben, wie wir danach erfuhren, ist er gestorben. Einige der Berichterstatter im Grenzgebiet berichten, dass einer der Deportierten sein Hemd ausgezogen und die Spuren von Peitschenschlägen gezeigt hat; er erklärte, dass er geschlagen wurde, als er zur Abrechnung beim Arbeitsgeber war. Die Arbeitsemigranten, die sich ihren Lohn vom Arbeitgeber abrechnen lassen, werden geschlagen, erniedrigt und nach Afghanistan abgeschoben. Wenn die Behörden sie festnehmen, lassen sie nicht zu, dass die Arbeiter ihren Lohn abrechnen oder ihre Kleidung sammeln. Sie lassen nicht zu, dass sie das Geld, das sie mit sehr schwerer Arbeit und Schweiß und viel Schwierigkeiten gespart haben, um ihre Fahrt – und Reisekosten nach Afghanistan zu finanzieren, mitnehmen, sie werden mit leeren Händen abgeschoben.
Djafare Azim Zadeh
Abgesehen von euren Ersparnissen, was passiert mit eurem Monatslohn, der beim Arbeitgeber geblieben ist?
Nadjib
In der Werkstatt, in der ich arbeite, hat der Arbeitgeber eine Aufsicht. Er ist afghanischer Emigrant. Er schreibt die Stunden auf und berechnet den Lohn der Arbeiter. Ca. 12 afghanische Arbeitsemigranten kommen aus Kabul. Sie haben keine Familien oder vertrauenswürdige Leute, bei denen sie ihre Ersparnisse aufbewahren. Sie können auf Grund der iranischen Gesetzgebung keine Sparkonten bei Banken haben; deswegen bleibt ihr Lohn bis zum Ende ihres Arbeitsvertrags beim Arbeitgeber. Einer hatte 600.000 Tuman, ca.600 €.Die Anderen je nachdem von einer bis vier Millionen, ca. 4.000 €. Sie sind auf Grund fehlender Aufenthaltsgenehmigungen ohne Rechte und ohne Lohn entlassen und abgeschoben worden.
Djafar Azim Zadeh
Dies ist nicht zum ersten Mal passiert. Seit Jahren leben die afghanischen Arbeitsemigranten in solchen Verhältnissen. Man kann die afghanischen Arbeiter in zwei Gruppen teilen. Eine Gruppe, die illegal nach Iran gekommen ist und arbeitet . Die Anderen sind 10 bis 20 Jahre im Iran und arbeiten. Den- jenigen, die keine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben und die nur zwei oder drei Monate arbeiten, sind die Hände gebunden und sie können nicht protestieren. Aber die Arbeiter, die seit 10 bis 20 Jahren hier sind, Arbeits- und Aufenthalterlaubnis haben, können diese nicht Massnahmen ergreifen?
Nadjib
Doch, sie haben dem afghanischen Botschafter vorgeschlagen, dass sie vor dem UNO Gebäude in Teheran gegen die miserablen Zustände protestieren. Der Botschafter hat das abgelehnt. Obwohl klar war, wenn sie es tun, werden sie durch die iranische Regierung niedergeschlagen und aus dem Land ausgewiesen, egal ob 10 oder 20 Jahre im Iran gelebt haben, ob sie eine Aufenthaltserlaubnis haben oder nicht. Die Journalisten durften über Protestaktionen nicht berichten.
Djafare Azim Zadeh
Das ist richtig; im Vergleich zu früher gibt es neue Ereignisse, die in dieser Art in der Vergangenheit kaum passiert sind. Sie sagen, wenn sie hier protestieren, werden sie gleich abgeschoben. Wie ist es in Afghanistan, ist da von den Angehö-rigen etwas unternommen worden, z.B. vor der Botschaft der Islamischen Republik?
Nadjib
Ja, es sind auch aktive Protestaktionen in Kabul und Herat durchgeführt worden, sie richteten sich gegen das unmenschliche und beschämende Verhalten gegenüber den afghanischen Arbeitsemigranten und die Abschiebungen. Sie haben zum großen Teil Familien mit 4 oder 5 Kindern, sie sind im Iran zurück- geblieben , manche ihrer Angehörigen waren im Krankenhaus, als sie abgeschoben wurden. Alle wurden ohne jegliche Möglichkeit, sich vorzubreiten und ohne ihr Geld ausgewiesen.
In der ganzen Welt gibt es humane Gesetze für Migranten. Sie werden nicht so behandelt wie hier. Wir haben überall, wie z.B. in Deutschland, Frankreich und vielen anderen Ländern Emigranten. Sie haben soziale Sicherungen, wir leben seit 20 Jahren im Iran und haben hier überhaupt keinen sozialen Rechte. Ich lebe selbst seit 20 Jahren im Iran und habe nichts in der Hand. Ich habe im Fernsehen gesehen, dass die Menschen an der Grenze mit ihrem Pass in der Hand standen und der gültige Pass mit Visum wurde durch die Grenzbeamten zerrissen. Sie waren legal nach Iran eingereist, aber trotzdem wurden sie nach Afghanistan abgeschoben. Sie protestierten. Dieses Verhalten gegenüber den afghanischen Migranten ist unmenschlich
Djafar Azim Zadeh
Unter Berücksichtigung der Situation hier, die es für euch schwierig macht, hier zu protestieren, könnt ihr dann nicht die afghanische Regierung unter Druck setzen, dass sie die Rechte der afghanischen Bürger in Iran verteidigt? In der internationalen Diplomatie hat jede Regierung die Verpflichtung, ihre Bürger zu schützen. Es kann nicht einfach hingenommen werden, dass die iranische Regierung sich gegenüber afghanischen Migranten unmenschlich verhält.
Muss man nicht gegen das Schweigen der afghanischen Regierung gegenüber Verletzungen an Händen und Füßen oder der Ermordung von afghanischen Migranten in Iran protestieren?
Nadjib
Es ist sehr nötig und wir haben es schon getan. Die afghanische Regierung hat am Anfang nicht reagiert, danach wurden zwischen der afghanischen und der iranischen Regierung Briefe ausgetauscht, das hat auch keine Reaktionen gebracht, aber die Proteste der afghanischen Bevölkerung, allein von Tausenden von Personen, die über die Grenze abgeschoben wurden, haben großen Druck auf die afghanische Regierung ausgeübt. Als die Arbeiter in Herat protestierten, sind einige Regierungsvertreter an der iranisch-afghanischen Grenze erschienen, sie haben kostenlose Telefone zu Verfügung gestellt, damit die Arbeiter mit ihren Familien oder Verwandten Kontakt aufnehmen oder ohne Fahrtkosten zu ihren Familien fahren konnten. Sie haben kein Geld gehabt. Sie sind gleich von ihrem Arbeitsplatz an die Grenze nach Afghanistan deportiert worden. Diese Ereignisse sind sehr wichtig, und die afghanische Bevölkerung muss viel mehr Druck auf die afghanische Regierung ausüben.
Djamil Mohammadi
Es scheint, dass die Proteste der afghanischen Bevölkerung gegen die Unmensch-lichkeit Irans gegenüber den afghanischen Migranten im letzten Jahr Wirkung gezeigt hat und ein Minister der Karzai Regierung suspendiert wurde?
Nadjb
Vor drei Jahre wurde eine Vereinbarung zwischen Iran und Afghanistan über Migranten beschlossen, danach begann eine Welle von Abschiebungen von 100.000 Menschen nach Afghanistan. Die Afghanen haben den Minister gefragt: wenn Sie über dieses Abkommen informiert waren, warum haben Sie nicht protestiert, warum hat man kein Maßnahmen gegen dieses Vorgehen ergriffen ? Warum haben Sie die Probleme nicht ernst genommen?
Mohammad Faradji
Wenn Migranten unter solchen Bedingungen vertrieben werden, dann brauchen sie Unterkunft und Decken und anderes, wenn sie auf der anderen Seite der Grenze sind. Und wenn sie in ihre Heimatorte fahren, fangen die wesentlichen Problem erst richtig an, wie z.B. die Arbeitslosigkeit, wie wird mit diesen Problemen umgegangen?
Nadjib
Was soll ich sagen. Die Situation ist wie ein Sumpf, es gibt keinen Ausweg, das ist die Situation in Afghanistan. Es gibt keine Arbeit, keine Verdienstmöglichkeiten. Die Händler kaufen Metall, Öl und Baumaterial aus dem Iran und Pakistan. In Afghanistan gibt es keine Industrie und Landwirtschaft, die Arbeitsplätze schaffen.
Djafare Azim Zadeh
In unsere letzten Sitzung waren einig Freunde (Arbeitsmigranten),die abgeschoben wurden, haben sie auf der anderen Seite der Grenze Aktivitäten gegen die Zustände hier unternommen ?
Nadjb
Die Aktionen, über die ich vorher gesprochen haben, sind von den beiden initiiert worden. Die wichtigste Arbeit, die sie leisten, ist die Aufklärung der Menschen, der Arbeitsmigranten, die von diesen Problemen betroffen sind, die Aufklärung über ihre Rechte.
Djafar Azim Zadeh
Seit 30 Jahren bestehen die Probleme der afghanischen Arbeitsemigranten, und unter Berücksichtigung der Situation in Afghanistan werden die Probleme weiter bestehen und meiner Meinung nach in absehbarer Zeit kein Ende finden. In Iran gibt es Hindernisse, um protestieren zu können. Es ist eine Tatsache, dass die iranischen Arbeiter auch kein Recht haben zu protestieren. Aber es muss einen Ausweg aus dieser Unterdrückung und elenden Situation der afghanischen Arbeitsemigranten geben. Gibt es Möglichkeiten dass in Afghanistan eine Organisation aufgebaut wird, z.B. mit den Familien der Migranten, sie könnten einen Verein zur Verteidigung der Migranten organisieren, um die afghanische Regierung und die anderen Regierungen unter Druck zu setzen, damit sie Maßnahmen gegen diese elende Situation ergreifen. Wäre das nicht besser?
Nadjb
Der einzige Weg, sich aus dieser miserablen Situation zu befreien, ist die Organisation und der Protest, damit die ganze Welt dies erfährt. Sie müssen öffentlich in der Presse und in den Medien aktiv gegen die afghanische Regierung protestieren, damit die gesamte Gesellschaft etwas über die unmenschlich Haltung erfährt.
Djafare Azim Zadeh
In Afghanistan gibt es ca. zwei Millionen Afghanen, die aus dem Iran abgescho-ben wurden und die das Elend der afghanischen Arbeitsemigranten hautnah erlebt haben. Sie müssen anfangen, Organisationen aufzubauen, damit die- jenigen, die aus Iran kommen, die afghanische Regierung unter Druck setzen, für ihre Arbeit und ihr Leben die Verantwortung zu übernehmen und gegen die Regierung, die sie auf die schlimmste Art und Weise aus dem Iran abgeschoben hat, bei internationalen Institutionen zu protestieren. Man darf nicht zulassen, dass die Migranten in solch unmenschlicher Art und Weise behandelt und abgeschoben werden, dass sie sogar während der Abschiebung sterben. Wenn die Arbeiter sich schon früher organisiert hätten, könnten sie heute leichter vor- gehen und die Gesetzlosigkeit und das unmenschliche Verhalten der Regie-rungen entlarven und diese Unmenschlichkeiten nicht zulassen.
Und die Abschiebung der Migranten ist nicht das einzige Problem! Die Kinder von Migranten dürfen nicht in die Schule. Arbeitsversicherung und andere soziale Angelegenheiten sind nicht geregelt. Dafür brauchen sie eine Vereinigung.
Mohammad Faradji
Hier ist ein zerfallenes Gebäude, das nicht in sicherem Zustand war, als Schule für afghanische Kinder benutzt worden. Die Lehrer waren auch Afghanen. Das war eine Möglichkeit für einige Eltern, ihre Kinder in die Schule zu schicken, so konnten einige Kinder lesen und schreiben lernen. Aber diese Schule wurde auch geschlossen und die Kinder der Arbeiter waren wieder auf der Strasse.
Das ist ein Verbrechen! Diese Menschen sind von beiden Seiten der Grenze abgeschoben worden. Wenn nicht versucht wird, diese unmenschlichen und miserablen Zustände zu ändern, dann wird dieses Elend von Tag zu Tag mehr Opfern mit sich bringen.
Djamil Mohammadi
Was ist der Grund für die Abschiebung der afghanischen Arbeitsemigranten?
Nadjib
Sie argumentieren, wenn wir 100.000 oder 500.000 Afghanen rauswerfen, dann können wir die iranischen Arbeiter einsetzen. Sie versuchen, zwischen den iranischen und den afghanischen Arbeitern ein feindseliges Verhältnis zu schaffen. Für die iranischen Arbeiter gibt es keine Verbesserung. Sie werden mit dem gleichen Lohn wie die Afghanen bezahlt, haben längere Arbeitszeiten und erzwungene Überstunden.
Djamil Mohmmadi
Was ist tatsächlich der Grund? Sind die afghanischen Arbeiter verantwortlich für die Arbeitslosigkeit in einem reichen und großen Land wie Iran mit seinem reichlichen Potential für die Beschäftigung von 24 Millionen arbeitsfähigen Menschen? Es ist selbst verständlich keine Erklärung für die hohe Arbeitslosigkeit in Iran. Diejenigen, die afghanische Arbeiter entlassen und behaupten, der Grund der Arbeitslosigkeit sei die Anwesenheit der afghanischen Arbeiter, wollen nicht die Verantwortung und Schuld für die wirtschaftliche Krise und die Sackgasse , die sie selbst verursacht haben, übernehmen und versuchen, einen Sündenbock dafür zu finden. Damit sie in der Öffentlichkeit sagen können, dass sie etwas für die Beschäftigung tun. Es ist gleich, ob Emigranten oder Arbeiter, gleich aus welchem Land sie gekommen sind, es ist wichtig, dass sie hier arbeiten können, dass ihre Menschenrechte gewahrt werden und sie durch ihre Arbeit leben können.
Nadjib
Viele iranische Arbeiter haben gemerkt, dass die Versprechungen nur leere Worte waren und dass die Arbeitsbelastung und Entlassungen der iranischen Arbeiter höher denn je sind. Zurzeit arbeiten einige Arbeiter unter meiner Aufsicht. Ein Arbeiter kommt aus Lorestan (westlich Iran), ein anderer hat studiert und ein Hauptdiplom, er arbeitet unter meiner Aufsicht. Ist es richtig, dass er trotz seines Studiums hier arbeitet, oder sollte er nicht irgendwo entsprechend seiner Qualifikation beschäftigt werden? Beide haben auch immer noch keinen Lohn bekommen.
Djafare Azim Zadeh
Wenn wir es einmal unter einem anderen Blickwinkel betrachten, sehen wir, dass die afghanischen Arbeiter hauptsächlich am Bau, als Busfahrer und im Dienstleistungsbereich tätig sind. Ich denke, es gibt keinen einzigen afghanischen Arbeiter, der in der Industrie oder im Handwerk arbeitet. Letztes Jahr wurden ca. 400.000 iranische Arbeiter entlassen, und da wurde kein afghanischer Arbeiter beschäftigt. Seit Anfang dieses Jahres haben ca. 30 Firmen ihre Arbeiter entlassen und keine afghanischen Arbeiter eingestellt. Ich will damit das bestätigen, was mein Freund vorher sagte. Diese Arbeitslosigkeit gehört zur iranischen Wirtschaft und zum kapitalistischen System. Um ihre Gewinne zu erzielen brauchen sie eine Armee von Arbeitslosen, damit weniger Lohn gezahlt werden muss. Wenn die kapitalistischen Regierungen den Problemen der Arbeitslosigkeit begegnen, bringen sie immer solche Argumente wie Entlassung der Migranten oder ähnliches. Wie Sie sagten, wenn ein Studierender mit Diplom nicht in seinem Fach beschäftig werden kann, hat die Arbeitslosigkeit mit afghanischen Arbeitern nichts zu tun! Die Regierung will auf diese Art die Bevölkerung ruhig halten.
Djmile Mohammadi
Es ist eindeutig, dass die Verantwortlichen und Entscheidungsträger der Gesellschaft das Problem kennen und wissen, was sie tun müssen. Denn ihr Ziel ist, die öffentliche Meinung irre zu führen, zwischen afghanischen und iranischen Arbeitern und sogar in manchen Projekten zwischen Kurden, Loren, Persern oder türkischen Arbeitern die Feindseligkeiten bewusst zu schüren, um die Arbeiter gegeneinander aufzubringen. In Zukunft muss dieser Aspekt mehr beachtet und diese feindselige Politik entlarvt werden.
Djafar Azim Zadeh
Diskutieren wir weiter über unser letztes Thema, was tun? Wenn wir es nicht schaffen, eine Bewegung oder Widerstand zu organisieren, damit diese Zustände beendet werden oder mindestens dieses Maß der Unterdrückung gemildert wird, dann haben wir nur die Situation geschildert. Denn Ziel meiner Diskussion ist, was tun, um die Organisation aufzubauen und weiterzuführen. Wenn von den 100 000, die zuletzt ausgewiesen wurden, sich nur 5000 dort organisieren könnten, und im Laufe der Zeit die Afghanen hier sich auch organisieren und die iranischen Arbeiter sich auch beteiligen würden. Wenn hier der Aufbau durch eingeschränkte Möglichkeiten schwer ist, kann man von dort leichter mobilisieren und koordiniert mit afghanischen Arbeitern in Afghanistan intensiv arbeiten.
Mohammad Faradji
Tatsache ist, dass weder die Vereinten Nationen, noch die afghanische und iranische Regierung sich für die abgeschobenen Afghanen hier und dort einsetzen. Sie wollen dieses Problem nicht grundsätzlich lösen, sondern sie sind selbst der Grund dieses Problem. Es können nur die Arbeiter, die Abgescho-benen selbst, sich engagieren, eine Antwort für die Änderung dieser Situation zu finden, durch den Aufbau einer Organisation ihre Menschenrechte zu verteidigen.
Djafar Azim Zadeh
Die kapitalistischen Staaten haben durch internationalen Druck einige Rechte der Migranten akzeptiert. Sie sind verpflichtet, diese umzusetzen. Solange diese Rechte nicht eingefordert werden, werden die Staaten nicht gezwungen, die Rechte umzusetzen. Die Umsetzung der Rechte kostet, und sie wollen nicht bezahlen. Ich betone noch mal den Aufbau der Organisation. Wenn dies in Iran nicht möglich ist, dann wenigstens in Afghanistan, damit durch internationale Öffentlichkeitsarbeit die iranische und afghanische Regierung unter Druck gesetzt und gezwungen werden, zumindest einige Rechte, wenn nicht alle, umzusetzen. Es ist eine Tatsache, dass es durch internationale Medien und die Öffentlichkeit möglich ist, die Regierungen zu zwingen, die Unterdrückung der Menschen zurückzunehmen.
Nadjib
Die Voraussetzungen für den Aufbau der Organisation sind gegeben, aber leider haben die afghanischen Arbeiter keine Informationen über die internationalen Konventionen. Wenn sie darüber informiert werden, dass die Regierungen verpflichtet sind, werden sie sich organisieren.
Mehdi Pour
Es ist gut, wenn Herr Nadjib sagt, die Massenentlassungen sind ein Grund dafür, dass die Arbeiter von selbst nachdenken und dass wir zusammen die Organisationen aufbauen. Aber die bewussten Arbeiter, die selbst lange als Migrant in Iran waren und abgeschoben wurden und die afghanische Situation kennen, sollen einen Schritt vorgehen, sich bereit erklären, die Fahne in die Hand zu nehmen. Als Beispiel, wir sind hier 10 Personen, wenn wir einen Verein zur Verteidigung der afghanischen Migeranten aufbauen wollen, müssen wir dies tun und veröffentlichen. Von sich selbst wird diese Idee nicht realisiert. Man soll nicht sagen, irgendwann wird irgendjemand so denken und es organisieren. Man muss laut sagen: wir haben den Verein zur Verteidigung der afghanischen Migranten mit bestimmte Aufgaben, Bedingungen und einem Programm gegründet.